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Frau auf frisch gemachtem Bett
Bett, Praktische Tipps, Schlafkultur, Schlafzimmer

Besser Schlafen: Wie macht man sein Bett richtig? (Für Allergiker)

Geschätzte Lesedauer: 9 min

Seit einigen Wochen tauchen immer mehr Artikel im Netz auf, die behaupten, dass Betten machen ungesund sei. Es handelt sich dabei um aufgewärmten Content aus dem Jahr 2005 (!), der sich auf eine Studie der britischen Kingston Universität bezieht.

Das Problem ist, dass diese Artikel die Aussagen von Dr. Pretlove nicht genau wiedergeben! In der veröffentlichten Meldung der Universität gibt er zu bedenken, dass Hausstaubmilben ihre zum Überleben benötigte Flüssigkeit über die Luftfeuchtigkeit ihrer Umgebung aufnehmen. Er ergänzt, dass ein nicht gemachtes Bett potentiell dabei hilft die Feuchtigkeit der Bettwäsche und der Matratze zu senken. Diese Feuchtigkeitsreduktion könne dann wiederum dazu führen, dass Hausstaubmilben verdursten könnten. Man beachte die von ihm selbst getroffenen mehrfachen Einschränkungen seiner Aussagen!

Ist Betten machen wirklich ungesund?

Diese Frage ist grundsätzlich leicht beantwortet: „Wenn man es falsch macht, dann ist es definitv ungesund!“. Aber was heißt nun „falsch“ in diesem Fall?

Was würden Hausstauballergiker dazu sagen?

Rein aus der Sicht eines Hausstauballergikers ist alles was die Vermehrung der Hausstaubmilben fördert falsch, da sein Leiden dadurch ebenfalls vermehrt wird. Nun bleibt die Frage wie man dieser Vermehrung entgegen wirkt. Die Wissenschaftler Larry G. Arlian und M. Michael Veselic untersuchten schon 1981 den Luftfeuchtigkeitsbedarf von Hausstaubmilben. Sie kamen dabei zu dem Ergebnis, dass es für unterschiedliche getestete Raumtemperaturen jeweils ein Mindestmaß an Luftfeuchtigkeit gibt, das die Milben zum Überleben benötigen. Senkt man die Luftfeuchtigkeit darunter, dann können weniger Hausstaubmilben überleben.

Erkenntnis Larry G. Arlian und M. Michael Veselic (1981): Eine Raumluftfeuchtigkeit unter 55% senkt die Hausstaubmilbenpopulation.

Wodurch steigt die Luftfeuchtigkeit eines Schlafzimmers?

Sobald man weiß wodurch sich die Luftfeuchtigkeit erhöht, kann man erfolgreiche Gegenmaßnahmen ergreifen.

  • Allgemeine äußere Luftfeuchtigkeit
  • Atem des darin Schlafenden
  • Schweiß des darin Schlafenden
  • Feuchtigkeit der Gegenstände im Schlafzimmer
  • Steigende Temperatur

„Luftfeuchtigkeit senken“ heißt das Ziel!

Wenn man lernen möchte wie man Betten richtig macht, muss man verstehen wie man die Luftfeuchtigkeit im Schlafzimmer selbst senkt. Die klimatisch bedingte Luftfeuchtigkeit und der Feuchtigkeitsverlust beim Atmen können nicht verändert werden. Die anderen Bedingungen hingegen schon.

Die nächtliche Schweißproduktion und die Raumtemperatur hängen teilweise zusammen. Bei einer unverhältnismäßig hohen Raumtemperatur verstärkt der Körper logischerweise seine Kühlungsmaßnahmen und bildet vermehrt Schweiß. Eine hochwertige atmungsaktive Bettdecke (Daunendecke oder Naturhaardecke), ein permanent gekipptes Fenster oder eine niedrigere Heizungseinstellung können hierbei helfen.

Jetzt kommen wir zu dem interessantesten Punkt, da sich durch diesen die häufig zitierte Aussage von Dr. Pretlove erklären lässt. Offensichtlich ist das Ziel die Feuchtigkeit der Gegenstände Bettwäsche und Matratze zu senken. Wie die Aufzählung oben zeigt, ist es mit dem Vermeiden des Betten machens alleine sicher nicht getan! Wer sein Bett nicht macht ermöglicht zwar der Matratze Feuchtigkeit und Wärme schneller abzugeben, das aber auch nur an den Stellen an denen zufällig keine Bettdecke liegt. Das bedeutet die Feuchtigkeit bleibt weiterhin im Raum und unter der achtlos liegen gelassenen Bettdecke. Diese Feuchtigkeit dient den Hausstaubmilben als Wasserversorgung und man gewinnt recht wenig.

Ketzerisch formuliert hätte man die 200.000 britische Pfund für diese Untersuchung vielleicht besser investiert, wenn man eine Umfrage unter Großmüttern durchgeführt hätte, wie diese ihre Betten machen!

Wie macht man also sein Bett richtig?

Meine These ist, dass man rückblickend sagen kann, dass Großmütter damals die Betten richtig gemacht haben, weil sie – sicher ohne irgendwelche Studien durchgeführt zu haben – intuitiv wussten wie man sein Bett und das Schlafzimmer frisch und gesund hält.

  1. Fenster aufmachen:
    Schocklüften senkt in den meisten Fällen die Raumluftfeuchtigkeit innerhalb kürzester Zeit. Sollte die Außenluftfeuchtigkeit höher sein, dann verteilt sich diese, wie physikalisch zu erwarten, im Raum. Wer ein wenig digitale Unterstützung wünscht, der kann sich unter dem Begriff „Hygrometer“ schon für unter 20 Euro ein passendes Mess- und Warngerät besorgen, das zu hohe Luftfeuchtigkeit meldet.
  2. Bettdecke, Kissen und Betttuch lüften:
    Unter lüften versteht man hierbei an die frische Luft bringen, indem man alle drei ausschüttelt und aufhängt. Das führt dazu, dass darin enthaltene Feuchtigkeit auch von der Unterseite entweichen kann. Da man seine Hautschuppen und Haare, sowie den allergieauslösenden Milbenkot nicht auf dem Boden haben möchte, sollte das Lüften aus dem Fenster hinaus oder auf der Terrasse geschehen. Großmütter haben damals die Bettwäsche aufgehängt und abgeklopft. Achten Sie darauf, ob Ihre Bettdecke Abklopfen verträgt und ob es nötig ist. Bei einer hochwertigen Daunendecke ist das heutzutage beispielsweise nicht mehr nötig, da der fein gewebte Hüllenstoff ungewünschte Partikel abperlen lässt.
  3. Bettwäsche und Kissenbezüge regelmäßig tauschen:
    Bezüge sind im Allgemeinen nicht derart fein gewebt, das bedeutet man muss Unerwünschtes regelmäßig über die Waschmaschine entfernen. Die Eigenschaft des Abperlens kann, je nach Webqualität, ab einer Fadenfeinheit von Nm 100 erreicht werden. Nm ist dabei die Einheit für die Fadenfeinheit nach der Sie sich erkundigen können.
  4. Matratze zur Seite drehen und leicht abklopfen:
    Beim Abziehen der Bettwäsche können Haare, Milbenkot und Hautschuppen auf die nun unbedeckte Matratze fallen und sich sammeln. Dem wirkt man durch das Aufrichten und leichtes Abklopfen der Matratze entgegen. Positiver Nebeneffekt: Die Unterseite der Matratze kann dadurch ebenfalls Feuchtigkeit abgeben.
  5. Staub saugen:
    Wo gearbeitet wird, da fallen Schuppen. Beim Transport zum Fenster und beim Abklopfen hat sich Einiges auf dem Boden gesammelt, das mit einem Staubsauger aus dem Schlafzimmer entfernt werden muss. Auch bei Staubsaugern gibt es Qualitätsunterschiede. Je nach Marke kann sich der Staubsauger auch über dessen Abluftsystem zum Staubverteiler verwandeln. Daher sollten besonders Allergiker hierauf ein Augenmerk legen. Verzichtet man auf das Saugen, dann bleiben Dreckpartikel an den Füßen und Socken hängen, welche über diese im Schlafzimmer, Bett und den angrenzenden Zimmern verteilt werden.
  6. Bettteile wieder schön zusammenfügen:
    Nachdem Dreck und Feuchtigkeit entfernt sind, kann das Bett optisch schön angerichtet werden. Achten Sie auf den deutlichen Gefühlsunterschied, wenn Sie in ein schön gemachtes, frisch duftendes und angenehm kühles Bett gleiten!

Ein frisch gemachtes Bett: Ein Genuss für Augen und Seele!

Fazit

Das Bett richtig zu machen ist zwar aufwändiger, aber im Grunde lohnt es sich auf mehreren Ebenen. Man ist stolz darauf etwas Schönes geschaffen zu haben, weniger allergieauslösende Partikel sind im Bett, man schläft erholsamer und man hat ein wenig geistige Ruhe, weil die Tätigkeit ansich nicht anspruchsvoll ist.

Ich wünsche erholsamen störungsfreien Schlaf und bin gespannt auf Ihre Rückmeldung!

Thorsten von Bettdecke.de

Das moderne Bett
Bett, Schlafkultur

Die Geschichte des Bettes

In einem Bett zu schlafen ist für uns inzwischen etwas vollkommen Normales. Nur sehr wenige können sich vorstellen in einem Erdloch, einer Höhle oder auf Stroh zu nächtigen. Vorläufer unserer modernen Betten soll es schon im 12. Jhd gegeben haben. [1]

Es ist klar, dass eine umfassende Geschichte des Bettes ganze Lexikabände füllen würde, daher greife ich exemplarisch ein paar interessante Entwicklungen heraus.

Das Bett – Entwicklungen der letzten Jahrhunderte

1. Jhd

Wo könnte man die Geschichte des Bettes beginnen? Welche schriftlichen Quellen könnten über das Bett berichten? Erstaunlicherweise findet man auch in der Bibel einen Hinweis auf das damalige Bett, denn „Jesus spricht zu ihm: Stehe auf, nimm dein Bett und gehe hin!“ [2] Wenn diese Passage nicht metaphorisch gemeint war, dann handelt es sich um ein tragbares Bett.

Tragbare Bettvarianten können rollbare oder faltbare Materialien sein, die wärmen und ein wenig polstern. So etwas kennt man aus Japan. Dort kennt man traditionell kein Bettgestell, da es im engen Kämmerlein viel Platz wegnimmt, obwohl es nur in der Nacht genutzt wird. Daher ist es üblich den Boden mit Matten aus geflochtem Stroh (Tatami) zu bedecken und das Bettzeug im Wandschrank tagsüber zu lagern. [3]

6. – 15. Jhd (Mittelalter)

Die wohlhabende Gesellschaft begeistert sich für Himmelbetten, also vierpfostige Betten mit einem Stofftuch als „Dach“. Dieses Stofftuch nennt man Baldachin. Die Landbevölkerung kennt diesen Luxus nicht und leistet sich höchstens ein Steckbett. Steckbetten bestehen aus Holzbalken mit Aussparungen zum Zusammenstecken. Dadurch lassen sich diese einzelnen Balken ohne Hilfe von Nägeln ineinander verzahnen. Das ist praktisch, spart Metall und das Bett ist gleichzeitig mobil.

17./18. Jhd

Im 17./18. Jhd entwickelt sich das Prunkbett, das zum Teil der Ort für bedeutende Staatsgeschäfte wurde. „Die Sitte – manche mögen es eine Unsitte nennen –, Gäste im Bett sitzend zu empfangen, greift um sich […] Olivarez [Herzog von Sanlúcar] wickelt nicht nur den größten Teil der Staatsgeschäfte im Bett ab, er empfängt dortselbst [..]Gesandte zur Audienz.“ [4]

Diese Praxis ist nicht überall gern gesehen, aber ab einem gewissen Status kann man sich ein wenig Extravaganz leisten.

Neben diesen höfischen Sitten werden ebenfalls Federbetten und Daunen populär und die moderne Matratze wird entwickelt. Die Grundformen bleiben bis heute erhalten. [1]

19. – 21. Jhd (Moderne)

Die Moderne ist geprägt durch Massenproduktion, Standardisierung und Optimierung des Schlafkomforts. Es gibt wenige Standardformen, die der Masse vorbehalten sind. Auf der anderen Seite geht die Entwicklung parallel in die entgegengesetzte Richtung, da alte Bettvarianten für kleine Interessensgruppen (LARP, Asienfans, Mittelaltermärkte,…) oder Luxusbetten für sehr Wohlhabende als Auftragshandarbeit exklusiv gefertigt werden.

Fazit

Es stellt sich die Frage welchen Stellenwert das Bett in den kommenden Jahrhunderten einnehmen wird? Eine Rückkehr des Bettes aus der abgeschotteten Privatssphäre des Schlafzimmers zurück in eher öffentliche Bereiche halte ich aktuell für unwahrscheinlich.

Vor etwa zwei Jahrzehnten waren Futonbetten angesagt und nun sind es Boxspringbetten. Wenn man solche Moden als wellenförmig ansieht, dann wird die kommende Bettform wieder eine härtere Unterlage besitzen. Die Zukunft bleibt spannend.

Ich wünsche erholsamen störungsfreien Schlaf und bin gespannt auf Ihre Sichtweisen!

Thorsten von Bettdecke.de

Quellen

  1. https://www.geschichte-oesterreich.com/erfindungen/bett.html
  2. https://nirc.nanzan-u.ac.jp/en/files/2012/05/AFS-Monograph-2.pdf , S.173
  3. https://www.zeit.de/1978/07/wie-gefaehrlich-es-damals-sein-konnte // Hans Erik Hausner,Hrsg., Zeitbild – Das historische Nachrichtenmagazin, Ueberreuter, Wien/Heidelberg; 240 S., 200 Abb., 29,– DM.