Traumexpress zum Mond
Praktische Tipps, Schlaf, Träume

Träume, Tagträume und Albträume

Mir ist es heute ein Bedürfnis wieder etwas Positives zu schreiben. Träume sind etwas Schönes. Sie entfesseln die Phantasie und ermöglichen Reisen zu besonderen Orten oder in sonst verwehrte Gefühle.

Außerdem gibt es doch nichts Schöneres als morgens aufzuwachen und erfolgreich mit der Hilfe eines Einhorns den Zuronks bei ihrem Kampf um den magischen Staubsauger geholfen zu haben. Man hat zwar meistens keine Ahnung mehr wer oder was die Zuronks sind und wie diese aussehen, aber aus irgendeinem, bis vor 3 Sekunden noch sinnvollen, Grund musste der Staubsauger die Aktenblätter der Einöde vernichten. Die Erinnerungen gehen, aber das gute Gefühl bleibt.

Warum träumen wir?

Wenn Schlafstörungen zu Gedächtnisproblemen führen, dann liegt der Schluss nahe, dass Träume das nächtliche Umwandeln des Erlebten in Langzeitgedächtniskompatible Form darstellen. Wie sieht so eine Form aus? Dazu muss man sich in Erinnerung rufen wie das Gehirn funktioniert.

In unseren Köpfen liegen viele Milliarden Nervenzellen und warten darauf gereizt zu werden. Wenn einer Nervenzelle der Reiz stark genug ist, dann wird sie aktiv und leitet den Impuls weiter und wird für diesen Reiz empfänglicher, was Bahnung genannt wird. Die Kombination vieler gleichzeitig „feuernder“ Nervenzellen (Nervenverband) repräsentiert ein Ding, was ein Stuhl, Auto, Kind, Wut oder alles Mögliche mit unseren Sinnen erfahrbare sein kann.

Lernen funktioniert darüber, dass gewisse Verbände mehrmals aktiviert und deren Verbindung somit gebahnt, also quasi trainiert, wird. Folglich wäre es nur logisch, dass bei der Überführung ins Langzeitgedächtnis, das Hirn lernen will und Neuronenverbände aktiviert, um diese mit den neuen Verbänden zu verbinden. Feuert der alte Verband, dann besteht die höhere Wahrscheinlichkeit, dass der neue Verband mitfeuert. Das Gehirn baut eine neuronale Eselsbrücke. Es würde mich freuen, wenn Leser, die tiefer in der aktuellen Hirnforschung stecken, mir sagen könnten, ob meine Herleitung schon bewiesen oder verworfen wurde? Und vor allem von wem, damit ich diese Ergebnisse auch vorstellen kann. Danke im Voraus.

Was machen Schlaf- und Traumforscher?

Schlafforscher dürfen viele nette Dinge tun, unter anderem ärgern sie ihre Versuchspersonen, indem sie diese zum Beispiel gezielt nachts aufwecken und zu deren Träumen befragen. Ein Traum zerplatzt und einer wird wahr, nämlich mit Schabernack Geld zu verdienen. Schlafforscher arbeiten auch in Schlaflaboren. Dort untersuchen sie mit vielen Kabeln und Geräten wie gut die Untersuchten derart gestört noch schlafen können und wie sehr sie schnarchen oder wie häufig deren Atem aussetzt.

Dazu werten sie Daten wie Gehirnaktivität, Stoffwechselvorgänge, Träume und Schlafrhythmus aus. Insgesamt ist ein Schlafforscher primär auf der medizinisch physiologischen Seite einzuordnen und ein Traumforscher eher auf einer ganzheitlichen Suche nach der Quelle und dem Sinn von Träumen. Und Traumdeuter sind entweder auf der psychologischen Schiene Freuds und Jungs unterwegs oder im Bereich der Esoterik angesiedelt. Die ganze Spanne von „Es zählt nur was sich zählen lässt“ bis hin zu „Das Unbewusste ist nicht logisch und der Mensch mehr als nur Zahlen, Daten und Fakten“.

Etwas verstörend fand ich ein Rechercheergebnis, nämlich dass japanische Forscher angeblich bereits 2013 eine Maschine erfunden haben, die menschliche Träume dekodieren kann. (Dream decoding from human brain, ATR Computational Neuroscience Laboratories in Kyoto) In dem entsprechenden Beispielvideo wird gezeigt wie aus den Gehirnströmen Vorhersagen getroffen werden in welchem Bereich sich die Traumbilder bewegen. Als abschließender Beweis der guten Vorhersage wird dann die Aussage der Versuchsperson über deren Trauminhalt angezeigt. Ghost in the Shell rückt näher.

Wie kann man sich mit Tagträumen entspannen?

Auch wenn der mächtige und schnelle Fortschritt der Technik verunsichert, kann man sich mit Tagträumen herrlich entspannen und der übertriebenen Leistungsgesellschaft die rote Karte zeigen.

Gönnen Sie sich anstatt eines Powernaps einen „Powerdaydream“! Warum vorher noch keiner auf diese Bezeichnung gekommen ist, ist mir ein Rätsel. Im Gegensatz zum Powernap kann man beim Powerdaydream den Inhalt selbst steuern. Wie bei der Selbstsugesstion ist auch hier der Startgedanke wichtig.

„Südsee, Strand, sanfte Reggaemusik, Schäfchenwolken und Meeresrauschen.“ Ich bin gedanklich schon auf meiner Liege und genieße das Wochenende – und Sie? Onlineradio an und Peter Tosh unterstützt die kleine Reise ins Traumland. Ein schöner Nebeneffekt, meine leichte Nackenverspannung ist innerhalb dieser 3 Minuten wegentspannt worden. Ich kann einen Powerdaydream wirklich empfehlen, außer Sie sind Sicherheitsbeamter eines Atomkraftwerkes oder müssen sich anderweitig bei der Arbeit sehr konzentrieren.

Neben den passenden Gedanken und Musik, helfen auch Bilder, Töne oder Gefühle beim Übergang ins Tagtraumland. Probieren Sie einfach aus, was Sie am besten anspricht. Abstrakte Kunst oder sogenannte „Neue Musik“ löst bei mir beispielsweise garnichts aus, darum lasse ich sowas links liegen und konzentriere mich auf die Reize, die mich ansprechen. Es muss nicht jedem alles gefallen und das ist gelebte Vielfalt.

Diese doofen Albträume!

Schweißnass mit rassendem Herz aufzuwachen ist eine der schlimmsten Schlafstörungen. Wenn äußere Stressoren diese Erfahrung Nacht für Nacht verursachen, dann geht man schnell auf dem Zahnfleisch. Eine der großen Künste ist die aktive Transformation des Albtraums in eine harmlose Geschichte – ohne dabei aufzuwachen! Es soll angeblich möglich sein, sich so zu trainieren, dass man sein Traumgeschehen bewusst steuern lernt. Mir ist es noch nie gelungen und ich kenne auch niemanden, der regelmäßige Kontrolle vorweisen könnte.

Daher kann ich zwei alternative Wege empfehlen:

Albtraum – du kommst hier nicht rein!

Wenn der Albtraum einen klaren äußeren Auslöser hat, dann hilft es sich wie Gandalf diesem entgegen zu stellen und klar zu sagen „[Du Auslöser] kommst hier nicht rein, es ist nicht die Zeit und nicht der Ort über dich nachzudenken!“ Geben Sie dem Auslöser seine Zeit und seinen Ort und definieren Sie klar, dass Sie nicht bereit sind sich Abends/Nachts im Bett mit ihm zu beschäftigen. Und schleicht er sich trotzdem rein, dann bewusst stoppen und bewusst an etwas anderes Schönes denken. Powerdaydream ist an deiner Seite!

Das Schöne-Träume-Arsenal

Wenn der Stressor nicht abstellbar ist und nachts aufschrecken leider regelmäßig dazugehört, dann hilft beim Minimieren des Schlafverlustes ein kleines Arsenal an schönen Träumen, die einem beim Wiedereinschlafen helfen. Dabei muss man selbst experimentieren was möglichst schnell den Albtrauminhalt kaschiert. Ohne selbst einen endlosen Falltraum gehabt zu haben, würde ich zum Beispiel mit einem Gegentraum experimentieren in dem mir Flügel wachsen, damit dieser vielleicht beim nächsten Albtraum automatisch die Kontrolle übernimmt und das hilflose Fallgefühl in ein geiles Fluggefühl umwandelt. Und wenn das nichts hilft, dann vielleicht ein fixer Gegentraum mit einem lebendigem Bild, das einen schnell umhüllt. Dieses lebendige Bild ist individuell unterschiedlich, also heißt es „Experimentiermodus an“.

Träume und Grenzen

„Das darfst du doch so nicht sagen!“ oder „Sowas darfst du doch nicht denken!“ – gilt das auch für Träume?
Wir leben in einer Welt mit so vielen Regeln, Grenzen und Frust. Warum sollte die Phantasie – das letzte Rückzugsgebiet – auch noch Regeln unterworfen werden? Wenn Träume im Traumland bleiben, dann ist das meines Erachtens vollkommen okay, sofern derjenige dadurch nicht komplett den Halt in der Realität verliert.

Träume bieten für allerlei Gedankenspiele Raum und ermöglichen das Ausleben von Sehnsüchten ohne andere zu bedrängen, zu verletzen oder Schlimmeres. Auf der anderen Seite bieten sie auch die Möglichkeit eigenes Handeln oder bestimmte Situationen in seinem eigenen „Holodeck“ durchzuspielen, zu bewerten und bessere Handlungsalternativen zu entwickeln.

Außerdem ist die Basis für Kreativität freies und unkonventionelles Kombinieren von Dingen, Worten oder Gedanken. Diese Fähigkeit ist trainierbar, wenn man sich nicht von vorne herein mit „Sowas darfst du doch nicht denken!“ selbst an die Gedankenleine legt.

Was denken Sie darüber?

Ich wünsche erholsamen störungsfreien Schlaf und bin gespannt auf Ihre Sichtweisen!

Thorsten von Bettdecke.de

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