Das Schlafblog Who is Who
Träume, Who's who

Schlafblog Who is Who: apl. Prof. Dr. Schredl

Das „Who is Who“ ist eine neue Rubrik in der ich Traum- und Schlafforscher vorstelle. Es freut mich, dass apl. Prof. Dr. Schredl sich als erster Forscher aus dem Gebiet der Traumforschung zu einem Interview bereit erklärt.

Vorstellung apl. Prof. Dr. Schredl

apl. Prof. Dr. Schredls Lebenslauf ist beeindruckend. Nach einem kleinen fünfjährigen Umweg über ein Diplom in Elektrotechnik mit sehr gutem Abschluss, studierte er Psychologie an der Universität Mannheim. Dort promovierte und habilitierte er über Traumforschung mit Bestnoten und bekam 2008 sogar den Ehrentitel „apl. Professor“ verliehen.

apl. Prof. Dr. Schredl hat aktuell vier Bücher und über 200 Fachartikel verfasst. Außerdem unterrichtet er und betreut Diplomarbeiten an den Universitäten Mannheim, Heidelberg und Landau. Zusätzlich ist er noch wissenschaftlicher Leiter des Schlaflabors des Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim.

Interview

Guten Tag Herr apl. Prof. Dr. Dipl.-Ing. Schredl, Ihre Biografie liest sich sehr interessant. Es drängt sich die Frage auf: Wieso der Wechsel vom Elektroingenieur zum Traumforscher mit einer beeindruckenden Karriere? Wurde da ein Traum wahr?

Ja, ich konnte meinen Interessen folgen und ein Berufsfeld anstreben, das mich fasziniert.

Was ist das Spannende an der Tätigkeit des Traumforschers?

Spannend sind die Träume selbst, die Zusammenhänge der Träume mit dem Wachleben, das luzide Träumen, die Behandlung von Alpträumen und vieles mehr.

Wo sehen Sie sich in 5 Jahren?

An der Stelle, an der ich jetzt bin. Mit 54 Jahren sind keine weiteren Karriereschritte mehr möglich.

Kommen wir zum Thema Traumforschung in Deutschland. Was macht ein Traumforscher? Wie umfangreich sind seine Tätigkeiten?

Der Traumforscher hat vergleichbare Tätigkeiten wie alle Forscher: Entwickeln, Durchführen, Auswerten und Publizieren von Studien, kollegiale Kontakte pflegen, Konferenzen und den alltäglichen Bürokram. Bei mir kommt noch dazu, dass ich eine Alptraumsprechstunde für Erwachsene anbiete.

Wie schätzen Sie die schlafmedizinische Landschaft in Deutschland ein?

Es gibt nur wenige Traumforscher in Deutschland, die Schlafmedizin hat einen guten Stand, der sich auf der Homepage der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) nachvollziehen lässt, hier sind über 300 akkreditierte Schlaflabore in ganz Deutschland aufgelistet.

Wie sieht es im internationalen Vergleich aus?

Die Traumforschung steht im internationalen Vergleich gut da, vor allem bin ich selbst einer der aktivsten Traumforscher. Auch die Schlafmedizin steht sehr gut da, weist einen hohen Qualitätsstandard auf, auch wenn die Richtlinien (u.a. für die Auswertung der Schlaf-EEGs und Diagnostische Manuale für Schlafstörungen) aus den USA kommen.

Was könnte man in Deutschland aus diesen Unterschieden heraus lernen bzw. wo sehen Sie einen Handlungsbedarf?

Momentan läuft es sehr gut, so dass ich keinen Handlungsbedarf sehe.

Die IT-Branche verändert sich schnell und stetig, d.h. die interessanten Themen wechseln sich schnell ab. Wie verändern sich die Themen in der Schlafforschung ?

Gerade die Veränderungen im IT-Sektor verändern auch Schlafmedizin, Schlaf- und Traumforschung. Im Bereich der Schlafmedizin soll die Telemedizin weiterverfolgt werden, dabei handelt es sich u.a. um die Überwachung der Nutzung von CPAP-Geräten zur Behandlung der Schlafapnoe, um Patienten bei Problemen direkt helfen zu können.

Die Schlafforschung beschäftigt sich mit dem Einfluss der neuen Geräte (LCD-Bildschirme) auf den Schlaf, der Effekt von Spielen und Social Media auf Träume ist auch sehr interessant.

Das bedeutet externe technische Entwicklungen geben den Takt vor. Welche Themen sind aktuell ebenfalls im Fokus?

Aktuell sind wir am Thema Alptraum, sowohl physiologisch (Was passiert im Körper während eines Alptraums?) als auch psychologisch (Wie oft suchen AlpträumerInnen Hilfe? Wie können sie am besten erreicht werden? Was sind die häufigsten Alptrauminhalte?). Zum Zweiten sind wir am Thema Luzides Träumen oder Klarträume dran. Hier wird ein Fragebogen zur Erfassung der Fähigkeit den Traum zu beeinflussen entwickelt und der Trainingseffekt von geübten luziden Träumen, z.B. auf die Fähigkeit Darts zu werfen. Ein weiteres aktuelles Thema beschäftigt sich mit dem Erzählen von Träumen. (Wann wird wem aus welchem Grund welcher Traum erzählt? Wie wird das Erzählen wahrgenommen?)

Man kennt die Situation, dass Ärzte der Notaufnahmen über Patienten klagen, die ihren Gesundheitszustand falsch einschätzen und mit eher „harmlosen“ Leiden die Wartezimmer überfüllen. Die Aufklärung über Schlafstörungen ist noch geringer verteilt. Wie kann man also eine zu behandelnde Schlafstörung erkennen?

Eine Schlafstörung wird dadurch definiert, dass die Tagesbefindlichkeit beeinträchtigt ist. D. h., wenn der Schlaf nicht erholsam ist, man tagsüber müde ist und/oder es zu Einschlafepisoden kommt, die Konzentration beeinträchtigt ist, ist eine schlafmedizinische Abklärung anzuraten. Je nach Schätzung sind über 20% der Bevölkerung von Ein- und Durchschlafstörungen, Restless legs-Syndrom oder nächtlichen Atemregulationsstörungen betroffen.

Vielen Dank für das Interview und die wertvollen Informationen. Gibt es noch irgendetwas, dass Sie unseren Lesern mitteilen möchten?

Da mein Schwerpunkt das Thema Träume ist, möchte ich alle Menschen, die unter ihren Träumen (Alpträumen) leiden, ermuntern das Thema aktiv anzugehen. Dazu gibt es ein Faltblatt auf meiner Homepage (dreamresearch.de).

Fazit

Ich hoffe, dass Ihnen die Antworten von apl. Prof. Dr. Schredl helfen und Sie sich nun ein wenig mehr für das Thema Schlaf- und Traumforschung interessieren. Mein Eindruck ist, dass dieses Feld gerade wegen unserer sich schnell verändernden Welt immer wieder neu erfunden wird und somit noch sehr lange spannend bleibt.

Ich möchte mich bei apl. Prof. Dr. Schredl nochmals für die Unterstützung bedanken und freue mich darauf mehr von ihm zu lesen. Vielen Dank!

Ich wünsche erholsamen störungsfreien Schlaf und bin gespannt auf Ihre Sichtweisen!

Thorsten von Bettdecke.de

Nachtrag

In meinem letzten Artikel über Träume hatte ich Begriffsdefinitionen für Schlafforscher, Traumforscher und Traumdeuter vorgeschlagen. Da sich nun die Gelegenheit bot, hatte ich natürlich Herrn apl. Prof. Dr. Schredl darum gebeten mich darüber aufzuklären wie die Begriffe unter Experten definiert sind.

Dabei erfuhr ich, dass die Begriffe nicht fest definiert seien und sich primär auf die Haupttätigkeit der Person beziehen. Schlaf- und Traumforscher können sowohl Mediziner als auch Psychologen sein. Beide Gruppen erforschen Schlaf und Träume. Bei Träumen handele es sich laut apl. Prof. Dr. Schredl um „subjektives Erleben während des Schlafes“ folglich sind Träume ein Spezialgebiet der Traumforschung und nicht scharf abtrennbar.

Meine Einschätzung des Begriffs Traumdeuter bestätigt apl. Prof. Dr. Schredl und ergänzt „[…]das Problem ist nur, dass sich jeder Traumdeuter nennen kann“.

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