Wenn man Artikeln der Regenbogenpresse Glauben schenkt, dann ist nackt schlafen eine regelrechte Todesfalle! Man riskiere damit angeblich Unterkühlungen. Wenn man sich die Physiologie des Schlafes genauer ansieht, dann relativiert sich dieses Schauermärchen.
Übersicht
- Die Ausgangssituation
- Physiologische Grundlagen des Schlafes
- Definition von Unterkühlungen
- Reale Voraussetzungen für Unterkühlungen
- Fazit
Die Ausgangssituation
Ganz Deutschland und der Rest der nördlichen Hemisphäre schwitzt und stöhnt unter einem angeblichem Jahrhundertsommer. Die Hitzewelle lässt Stück für Stück jeden klaren Gedanken dahinschmelzen und schreit nach Freibad und Abkühlung. In dieser Situation erscheinen parallel mehrere Artikel über die Gefahren des „nackt Schlafens“. In diesen Artikeln wird dann als Unterstützung ein renommierter Schlafforscher mit dem akademischen Grad eines „Prof. Dr.“ herangezogen, um die stark verkürzt dargestellte Behauptung zu untermauern, nämlich dass der Nacktschläfer sich angeblich der Gefahr einer Unterkühlung aussetze.
Physiologische Grundlagen des Schlafes
Im Artikel „Gibt es die optimale Schlafzimmertemperatur?“ werden physiologische Grundlagen des Schlafes ausführlich erklärt. Die Kurzfassung sieht folgendermaßen aus:
Unser Körper schläft am besten, wenn er nachts unsere Körperkerntemperatur, also die Temperatur im Inneren unseres Körpers, zunächst senkt und als „Aufwecksignal“ morgens wieder anhebt. Diese Absenkung kann, je nachdem wie die normale Umgebungstemperatur unseres Lebensraumes ist, bis knapp über 36°C sinken.
Damit wir optimal schlafen benötigt der Körper eine Umgebungstemperatur, die es ihm ermöglicht seine von ihm gewünschte Temperatur ohne großartige Anstregung zu regulieren. Dieser Temperaturbereich wird in Fachkreisen „Thermoneutralzone“ genannt; diese liegt laut Prof. Dr. Giedke (s. oben verlinkter Artikel) bei einem nackten Erwachsenen in einem windstillen Raum etwa zwischen 25 und 30 °C.
Achtung: Der Mensch durchläuft während der Nacht mehrere Schlafphasen. Die Details kann man auf der Webseite des Schlafmedizinischen Zentrums München nachlesen. Für uns ist jetzt lediglich wichtig, dass Menschen in der Nacht etwa vier bis fünf Schlafzyklen durchleben, die aus den Schlafstadien 1 bis 4 und dem REM-Schlaf (Traumphase) bestehen.
Die vier bis fünf REM-Schlaf-Phasen nehmen über die Nacht hinweg betrachtet jeweils zunehmend mehr Zeit des 80 bis 110 Minuten dauernden Schlafzyklus ein. Anfangs 10 Minuten und gegen Ende 30 bis zu 60 Minuten. Nimmt man diese Angaben der Münchner Schlafforscher und schätzt für eine Nacht mit fünf Schlafzyklen die Dauer der REM-Phasen auf 10 + 20 + 30 + 40 + 60 Minuten, dann erhält man 160 Minuten Traumschlaf in einer Nacht.
Warum diese Schätzung des möglichen Traumschlafes?
Diese Schätzung wird wichtig, wenn man eine weitere physiologische Erkenntnis von Prof. Dr. Giedke beachtet, nämlich dass der Körper seine automatische Regulierung der Körperwärme im REM-Schlaf teilweise komplett verliert. Das bedeutet, der Körper kann auch in einer Thermoneutralzone liegend nicht mehr über Mikrokontraktionen der Muskeln Wärme in der Haut erzeugen.
Was wiederum bedeutet, dass die Außentemperatur einen Gegenspieler weniger hat, der sie daran hindern könnte den Körper zu unterkühlen.
Definition von Unterkühlungen
Wenn man von Unterkühlung redet, dann entsteht im ersten Moment das Bild eines ins Eiswasser Gefallenen oder einer Person in einer extrem kalten Umgebung. Im aktuellen Fall wird von Unterkühlungsgefahr im Hochsommer nackt im eigenen Schlafzimmer geredet. Dabei fängt der Unterkühlungsbereich erst bei einem Absinken der Körperkerntemperatur unter 35 Grad Celsius an. Unterhalb von 33°C sollen laut Prof. Dr. Giedke Verwirrtheit und Bewußtlosigkeit die Folge sein. Sinkt die Temperatur im Körperinneren unter 30°C, dann soll sogar die Herzfrequenz angegriffen werden (Vorhofflimmern)!
Reale Voraussetzungen für Unterkühlungen
Wenn man die physiologischen Grundlagen und die Definition von Unterkühlung in Zusammenhang bringt, dann muss der Raumtemperatur Folgendes gelingen: Sie muss in einem Zeitraum von maximal 60 zusammenhängenden Minuten den Körper bzw. die Körpertemperatur im Innern unseres Körpers auf unter 35 Grad Celsius senken.
In diesen 60 Minuten ist der Stoffwechsel lediglich reduziert, die Muskeln in der Haut erzeugen keine neue Wärme und die Haut verlagert den Blutstrom nicht in höhere oder tiefere Venen, um den Wärmeabfluss zu regulieren.
Als Wärmeschutz verbleiben dem nackt Schlafenden also immernoch der Grundumsatz des Körpers, welcher im Blut zirkuliert oder als Wärmestrahlung des Körpers eine Schutzschicht bildet. Zusätzlichen Schutz liefern alle Gegenstände im Schlafzimmer, die Wärme speichern. Dazu zählt vor allem die Matratze! Auch ohne Kleidung oder Bettdecke speichert diese einen Teil der Körperwärme. Wer in älteren Gebäuden wohnt, der merkt besonders im Hochsommer, dass die angestaute Hitze des Tages selbst bei komplett geöffneten Fenstern Durchzug verhindert. Aktuell wird deshalb häufiger der Tipp gegeben, dass man dieses Hitzebollwerk mit Hilfe eines Ventilators aufbrechen soll, damit der kühlende Durchzug ein Chance auf Erfolg hat.
In größerer Dimension gedacht wurde dieser Stauungseffekt als Erklärung für das stehende Hitzeband über der nördlichen Hemispäre herangezogen. Denn angeblich soll einer der Jetstreams nicht genügend Kraft gehabt haben, um die über Europa stehende heiße Luft zu bewegen. Das nur am Rande erwähnt.
Als die oben erwähnten Artikel erschienen, war es nachts teilweise 29°C warm. Mit der angestauten Hitze des Tages können nachts im Schlafzimmer immernoch 31 bis 33 °C herrschen, d.h. innerhalb von 60 Minuten müsste in diesem Beispiel der Körperkern von 31°C Außentemperatur auf unter 35°C abgekühlt werden, damit man von einer Unterkühlung sprechen könnte!
Fazit
Wenn man von einem normalen Temperaturempfinden ausgeht, dann ist es unwahrscheinlich, dass jemand seine Klimaanlage auf Dauerbetrieb stellt, das Schlafzimmer massiv runterkühlt und gleichzeitig nackt ohne Bettdecke schläft. Nur in so einem Extremfall erscheint es plausibel, dass eine Unterkühlung beim Schlafen ohne Bekleidung auch nur denkenswert erscheint.
Also erscheint als einzig halbwegs reale Gefahr folgendes Szenario denkbar:
Beim Schlafen gehen verleitet die stehende Hitze einen dazu den Ventilator durchgängig laufen zu lassen, um gleichzeitig nackt bei offenem Fenster zu schlafen. Aber im Laufe der Nacht bahnt sich, vom Schlafenden unbemerkt, deutlich kühlere Luft ihren Weg ins Schlafzimmer und senkt die Raumtemperatur (= Außentemperatur des Schlafenden) deutlich. Wenn dabei ein kühler Luftzug den Körper streift, dann unterstützt dieser die Verdunstung des Schweißes auf der Haut und erzeugt somit zusätzliche Verdunstungskälte. Beides zusammen könnte dann den Körper wirklich an den Rand einer Unterkühlung bringen.
Sie können selbst entscheiden, wie gefährlich Sie das oben beschriebene Szenario für sich selbst empfinden. Wir können Ihnen in solchen Fällen mit einer hochwertigen Sommerbettdecke helfen. Diese schützt Sie nicht nur, sondern fühlt sich auch noch extrem sanft auf der nackten Haut an.
Ich wünsche viel Erfolg, erholsamen störungsfreien Schlaf und bin gespannt auf Ihre Rückmeldung!
Thorsten von Bettdecke.de